Bretagne (15.07. – 09.08.12)

Die zweite Überquerung des Kanals erweist sich als deutlich freundlicher. Das Wetter ist gut und wir rauschen zügig Richtung Bretagne. Unser erstes Ziel ist eine Mooringboje am Hafen von L’Aber Wrac’h an der Nordküste der Bretagne. Von hier aus geht’s weiter die schöne, raue Küste entlang nach Süden durch den Chanal Du Four bis Camaret-Sur-Mer, ein kleines Fischerdorf in der Nähe von Brest. Sehr schade ist nur, dass man von eben dieser schönen Küste nicht viel sehen kann, da sie teilweise im Nebel verschwindet.

Auf unserem Weg nach Loctudy haben wir mehr Glück. Die wunderschöne Steilküste präsentiert sich im Sonnenlicht von seiner besten Seite. Unterwegs werden wir von zwei Racing-Katamaranen überholt, die bei dem Kryss Ocean Race teilgenommen haben, dass ein paar Tage zuvor in Brest endete. Die Regatta starte in New York und die teilnehmenden Katamarane benötigen für die gefahrenen 3.284 Seemeilen knapp 5 Tage, d. h. sie fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 28 Knoten! Spitzengeschwindigkeiten liegen wohl über 40 Knoten! Die Katamarane, die uns überholen, rauschen mit 17 bzw. 21 Knoten an uns vorbei und haben noch nicht einmal ihre volle Besegelung draußen. Das ist ein Tempo, mit dem wir mit unseren 5-6 Knoten nicht so ganz mithalten können.
Am Nachmittag haben wir dann unsere erste Delfinsichtung: eine Schule von etwa 10 Tieren taucht neben unserem Boot auf und spielt eine ganze Zeit lang mit unserer Bugwelle. Es ist wunderschön, diese tollen Tiere in Freiheit beobachten zu können und ihre Wendigkeit und Schnelligkeit zu bestaunen. Wenn einer Spaß hat im Meer, dann die Delfine…

Am 20. Juli holt uns der Sommer dann doch endlich ein und zwar in Concarneau, einer wunderschönen, historischen Stadt. Wir liegen im Hafen direkt an der Ville Close, einer von Festungsmauern umsäumten kleinen Insel, auf der sich die Altstadt befindet und die nur durch eine Brücke von Land erreichbar ist. Die alten Gassen und Plätze sind gesäumt von Cafés, Restaurants, Shops und Souvenirläden. Trotz der vielen Touristen ist die Ville Close absolut sehenswert und läd zum Bummeln ein.
Von unserem Hafenplatz aus werden wir Zeuge, wie französische Segelschüler lernen, dass man Boote auch auf dem Steg festmachen kann, was der Segellehrer mit einem fröhlichen „Ce bon!“ quittiert – sehr interessant…
In Concarneau besuchen uns Britta und Tim mit ihren Kindern Nico und Maja aus Bielefeld, die hier in der Nähe ihren Sommerurlaub verbringen und uns bei Crepe mit Nachrichten aus der Heimat versorgen.
Nach ein paar Tagen machen wir uns auf dem Weg nach Locmiquelic bei Lorient. Die Küste verändert sich jetzt deutlich und die raue Steilküste weicht einer flacheren Landschaft mit Sandstränden. Um auch das Hinterland der Bretagne zu erkunden, nehmen uns hier einen Mietwagen und schauen uns die Highlights der Gegend an: Étel, Carnac mit seinen prähistorischen Steinkreisen, Carnac Plage und die Quiberon-Halbinsel mit Port Haliguen.
In Lorient findet zur gleichen Zeit ein großes Celtic-Festival statt mit Livemusik von Folkgruppen aus allen keltischen Regionen im In- und Ausland und vielen Verkaufsständen. Außerhalb von Schottland hab ich noch nie so viele Schottenröcke und Dudelsäcke gesehen.
Unsere letzte Station in der Bretagne ist die Belle Ile. Wir machen an einer Mooringboje vor Le Palais fest und genießen beim Grillen den wunderschönen Blick auf den Hafen und die Festungsmauern und werden zudem noch mit einem perfekten Sonnenuntergang belohnt – ein toller Abschluss einer sehr schönen Zeit in der Bretagne.
Am nächsten Tag beginnt die erste Etappe unserer Biskaya-Überquerung, die wir in zwei Abschnitte aufgeteilt haben. Wir legen morgens bei bestem Wetter von der Belle Ile ab mit Ziel La Rochelle. Bei der Strecke von 121 Seemeilen haben wir unsere erste Nachtfahrt. Das Wetter könnte nicht besser sein und wir gleiten ruhig durch die mondbeschienene Nacht und genießen den Anblick des wolkenlosen Himmels mit den Millionen und Abermillionen funkelnden Sternen. Wir lösen uns mit der Nachtwache alle vier Stunden ab und es ist schon eine interessante Erfahrung, so alleine durch die Nacht zu fahren mit nichts als Wasser um uns rum und weitab der Lichter der Küste.
Nach dem Frühstück treffen wir im etwas vorgelagerten Hafen von La Rochelle ein und fahren später mit der Fähre direkt ins historische Zentrum der Stadt. Der kurze Abstecher nach La Rochelle hat sich wirklich gelohnt. Die Altstadt ist sehr schön und an unserem letzten Abend in Frankreich gehen wir zum Abschied nochmal lecker Essen.
In der Bretagne hat es uns sehr gut gefallen, nur schade, dass wir anfänglich nicht so gutes Wetter hatten und dadurch die wunderschöne, raue Steilküste im Norden nur bedingt bewundern konnten.